Warum Software-Kompetenz in der Automobilbranche jetzt entscheidend ist

Die Automobilindustrie befindet sich inmitten eines tiefgreifenden digitalen Wandels. Elektrifizierung, autonomes Fahren und vernetzte Dienste verändern Fahrzeuge grundlegend – das Auto wird mehr und mehr zum rollenden Computer. Digitale Technologien bestimmen zunehmend die Kaufentscheidung: Drei von vier Autokäufern achten heute stärker auf digitale Features als auf Hersteller oder Design, etwa auf nahtlose Smartphone-Integration, Assistenzsysteme oder Online-Updates​. „Die Menschen erwarten, dass ein Auto smart ist und digitale Technologien integriert sind. Künftig muss es darum gehen, Autos von Beginn an als digitale Devices zu konzipieren – digital by default“, betont Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder​. Für die Automobilunternehmen bedeutet das: Software-Kompetenz wird zum Schlüsselfaktor, um im Wettbewerb zu bestehen.

Die zunehmende Bedeutung von Software zwingt auch OEMs und Zulieferer dazu, Software-Exzellenz als strategische Kompetenz zu etablieren. Eine eigene Software-Plattform mit definierter Architektur ist heute ein entscheidender Erfolgsfaktor. Der Markt für Automotive-Software wächst weiter – laut McKinsey wird er bis 2030 weltweit um 250 % zulegen.

Software und IT als neue Kernkompetenzen

Die Software-Komplexität moderner Fahrzeuge hat sich seit 2020 mehr als vervierfacht – doch die Produktivität bei der Entwicklung steigt nicht im gleichen Tempo. Tesla und NEV-Startups zeigen: Mit Softwarekompetenz lassen sich Marktanteile erobern. Wer jetzt nicht qualifiziert, riskiert, den Anschluss zu verlieren – an Technologien, Talente und Märkte.​

Digitale Technologien beeinflussen bereits heute maßgeblich die Kaufentscheidung von Kund*innen. OEMs müssen sich deshalb vom Hardware-Fokus lösen und Software-Exzellenz aufbauen. Studien zeigen: Der Markt für Automotive-Software wird sich bis 2030 mehr als verdoppeln – und gleichzeitig fehlen Fachkräfte mit genau den dafür nötigen Kompetenzen.

Der Fachkräftemangel trifft die Branche im Kern

Die Automobilbranche leidet zunehmend unter einem massiven Mangel an Softwareentwickler:innen. In Deutschland sind aktuell 149.000 IT-Stellen unbesetzt, und die Zahl steigt weiter (vgl. Bitkom e. V.) Die Digitalisierung der Fahrzeuge, das Internet of Things (IoT) und die Einführung generativer KI in Entwicklungsprozesse verschärfen die Lage zusätzlich.​

Dabei geht es nicht nur um neue Mitarbeitende, sondern um das Qualifizieren der vorhandenen Belegschaft: Studien zeigen, dass rund ein Viertel der Mitarbeitenden in der Automobilindustrie ein grundlegendes Re- oder Up-Skilling benötigt.

Der richtige Weg: Up- und Reskilling der eigenen Mitarbeitenden

Anstatt auf einen leergefegten Arbeitsmarkt zu setzen, investieren führende Unternehmen wie Porsche, Mercedes-Benz und Bosch in die Qualifizierung der eigenen Belegschaft. Mitarbeitende werden für neue Aufgaben weitergebildet, um die entstandenen Lücken zu schließen. Maßgeschneiderte Programme für Up- und Reskilling helfen, die Zukunftsfähigkeit zu sichern.

Wichtig ist dabei die Maßschneiderung der Inhalte: Die Weiterbildungsprogramme müssen genau jene Fähigkeiten vermitteln, die im jeweiligen Unternehmen und Aufgabenfeld benötigt werden – von der Softwarearchitektur für vernetzte Fahrzeuge bis zur Beherrschung neuer Entwicklungswerkzeuge. Ein One-size-fits-all-Ansatz greift hier zu kurz.

Fazit: Mit Software-Kompetenz die Zukunft sichern

Die Transformation der Automobilbranche hin zu Software-defined Vehicles und digitalen Geschäftsmodellen ist in vollem Gange. Dieser Wandel eröffnet enorme Chancen – er stellt die Unternehmen aber auch vor erhebliche organisatorische und personelle Herausforderungen. Software- und IT-Kompetenzen avancieren zum entscheidenden Erfolgsfaktor in der neuen Automobilwelt. Hersteller und Zulieferer, die diese Fähigkeiten konsequent aufbauen, werden in der Lage sein, innovative Fahrzeuge und Services schneller auf den Markt zu bringen und sich vom Wettbewerb abzuheben. Doch ohne die richtigen Fachkräfte bleibt die beste Strategie Theorie.

Die Branche steht daher am Scheideweg: Jetzt in Menschen und Wissen investieren, oder in der alten Komfortzone verharren und riskieren, den Anschluss zu verlieren. Die bisherigen Beispiele stimmen optimistisch – viele Unternehmen haben erkannt, dass Up- und Reskilling der Belegschaft kein Kostenfaktor, sondern eine Investition in die Zukunft ist. Jede erfolgreich weiterqualifizierte Fachkraft schließt eine Lücke in Richtung Zukunftsfähigkeit. In einer Zeit, in der sich Technologien rasant weiterentwickeln, wird jene Agilität zum Trumpf, die nicht nur Maschinen, sondern vor allem Mitarbeitende fit für Neues macht.

Die Automobilindustrie hat schon frühere Umbrüche gemeistert – vom Fließband bis zur Robotik. Die aktuelle Transformation ist jedoch beispiellos in Tempo und Ausmaß. Umso wichtiger ist es, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen: mit maßgeschneiderten Qualifizierungsprogrammen, mutigen Personalstrategien und einer klaren Vision, wohin die Reise geht. Dann wird die deutsche und europäische Automobilbranche auch im digitalen Zeitalter Vordenker und Vorreiter sein können – angetrieben von Software-Kompetenz und dem Können ihrer bestens ausgebildeten Fachkräfte.